„Setzen uns weiter für eine Versorgung im Kreis ein“
GFO Kliniken Südwestfalen erläutern im Stadtrat von Lennestadt die geplante Zusammenführung der beiden Geburtshilfen am Standort St. Martinus Olpe
Lennestadt/Olpe, 27. Juni 2024. Im Rahmen der Krankenhausplanung NRW und der angekündigten Krankenhausreform auf Bundesebene wird die Katholische Hospital Gesellschaft Südwestfalen (KHS) – die zum GFO Verbund gehört – Ende des Jahres die Abteilung Geburtshilfe von Lennestadt nach Olpe verlagern. Die Geburtshilfe wird dann am Standort St. Martinus Hospital der GFO Kliniken Südwestfalen in Olpe zusammengeführt und konzentriert. Es gehen im Kreisgebiet also keine Leistungen und Angebote verloren.
Die Ankündigung der Zusammenführung beider geburtshilflicher Abteilungen an einem Standort hat in Lennestadt zu zahlreichen Nachfragen, Emotionen und auch Protesten geführt. Dr. Gereon Blum, Geschäftsführer der Katholischen Hospitalgesellschaft Südwestfalen und Ingo Morell, Geschäftsführer der GFO-Mehrheitsgesellschafterin Maria Theresia Bonzel-Stiftung, stellten sich daraufhin am Mittwochabend im Stadtrat den Fragen der Lokalpolitiker und benannten die Gründe für die Entscheidung zur Zusammenlegung der Geburtshilfen der GFO Kliniken Südwestfalen am Standort St. Martinus Hospital in Olpe und weitere Fragen zum Standort Lennestadt.
Zu Beginn seiner Ausführung sagte Ingo Morell, dass er die Emotionen der Menschen gut verstehen könne, denn gerade die Geburtshilfe sei ein mit starken Gefühlen besetztes Thema. Er wolle aber in erster Linie die Fakten und Rahmenbedingungen darstellen, die die Entscheidung für den Träger unausweichlich gemacht haben. Dabei ging er insbesondere auf vier Themenkomplexe ein, die in enger Verbindung und Wechselwirkung zueinanderstehen, und die die Krankenhauslandschaft in NRW und Deutschland gerade tiefgreifend verändern. Dabei helfe es nicht, vor Ort über Klinikreformen auf Landes- oder Bundesebene zu streiten, denn auf die Entwicklungen habe die GFO keinen Einfluss
- Eine wichtige Entwicklung, die die Kliniklandschaft verändern wird, ist die Ambulantisierung. Denn immer mehr Leistungen sollen/müssen nicht mehr stationär erbracht werden. Das wird sich nachhaltig auf die Strukturen und das Angebot der Kliniken auswirken.
- Zweitens werden die beschlossenen und angekündigten Klinikreformen – egal ob auf Bundes- oder Landesebene – zur Konzentration von Leistungen und weiteren Spezialisierung von Kliniken führen. Das heißt: Die Leistungsangebote der Kliniken werden durch die Politikvorgaben neu sortiert. Das führt, politisch gewollt, auch zu Standortverlagerungen und –schließungen.
- Zudem gehen die Fallzahlen in den Kliniken zurück. Das Niveau der Vor-Corona-Zeit sei noch nicht erreicht und werde es wohl auch nicht mehr. Dazu komme der Fachkräftemangel, der viele Kliniken dazu zwinge, zumindest teilweise Stationen zu schließen oder Leistungen zu reduzieren.
- Und schließlich sei die Krankenhausfinanzierung derzeit nicht geklärt. Da werde der Schwarze Peter hin- und hergeschoben. Für die Träger bedeute dies praktisch, dass ihre Kliniken nicht ausreichend finanziert seien. Offensichtlich ziele die Politik auf eine kalte Marktbereinigung.
Vor diesem Hintergrund und dem jetzt gleichzeitigen Zusammentreffen all dieser Themen, müssten die Kliniken agieren und wirtschaften. Am konkreten Beispiel des Standortes St. Josef Krankenhauses in Lennestadt bedeute dies, dass der Standort seit Jahren jedes Jahr mit mindestens 2-4 Millionen Euro intern unterstützt wird. Ohne diese Unterstützung wäre der Standort und damit die Geburtshilfe schon längst geschlossen. Derzeit schreiben 80% der Krankenhäuser „rote“ Zahlen. Das gilt leider auch für die Kath. Hospitalgesellschaft Südwestfalen. Durch die nicht ausreichende Betriebskostenfinanzierung (z.B. Personalkosten) verschärft sich die wirtschaftliche Schieflage. Dabei hätten die KHS und die GFO lange an der Geburtshilfe festgehalten und diese massiv subventioniert – gerade weil sie nicht gewinnorientiert seien. Auch die deutlich größere Geburtshilfe in Olpe sei nicht kostendeckend zu betreiben. Neben den wirtschaftlichen Problemen zeichnet sich aber auch ab, dass zukünftig die medizinische Betreuung am Standort Lennestadt nicht gewährleistet werden kann. Die Geburtshilfe wird durch niedergelassenen Ärzte (Belegärzte) betreut. Diese Betreuung wird aufgrund von Renteneintritten nicht mehr sichergestellt werden können. Unter dem Strich laute die Alternative deshalb: Entweder gar keine Geburtshilfe mehr im Kreis Olpe zu betreiben oder aber mit der Zusammenführung beider Geburtshilfen an einem Standort die Finanzierungslücke so klein wie möglich zu halten.
Ingo Morell ging auch auf die 800.000 Euro Fördermittel ein, die der Klinikstandort St. Josefs Lennestadt in diesem Jahr erhalten habe. Ohne diese Hilfen hätte man noch früher die Schließung der Geburtshilfe vornehmen müssen. Diese seien ausschließlich für die Geburtshilfe bewilligt worden. Um aber eine Geburtshilfe dauerhaft und sicher betreiben zu können, würden jedoch weitere Abteilungen wie Anästhesie, Chirurgie und OP-Bereitschaft rund um die Uhr benötigt. Dies sei ökonomisch unter den gegebenen Finanzierungsbedingungen dauerhaft in Lennestadt nicht zu leisten.
Ingo Morell betonte auch, dass sich die GFO – wie zahlreiche andere Träger auch – von der Politik in der aktuellen Unterfinanzierung der Betriebskosten alleine gelassen fühlten. „Wir bekommen jetzt die Verantwortung zugeschoben, für das, was politisch gewollt ist und wir nicht beeinflussen, sondern nur noch umsetzen können.“
Dr. Gereon Blum machte abschließend deutlich: „Diese Rahmenbedingungen müssen wir einfach akzeptieren und wir setzen uns vor diesem Hintergrund weiter für eine gute Versorgung im Kreis Olpe ein.“