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Wo die Fachdisziplinen Hand in Hand arbeiten

04.07.2024 #Gefäßchirurgie St. Martinus-Hospital

MedTALK: Chefarzt Dr. Anand Esapathi spricht über moderne Möglichkeiten der Gefäßmedizin in den GFO Kliniken Südwestfalen

Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Ein Ausdruck, der in der Medizin immer wichtiger wird. Durch sie wird der Mensch als Ganzes gesehen und kann so optimal versorgt werden. Ein Musterbeispiel dafür ist die Gefäßmedizin in den GFO Kliniken Südwestfalen, wo unter anderem Kardiologie, Radiologie und Gefäßchirurgie gemeinsam Hand in Hand arbeiten. Dr. Anand Esapathi, Chefarzt der Gefäßchirurgie am St. Martinus-Hospital Olpe, erklärt im Interview zum einen, wie diese Zusammenarbeit praktisch aussieht, zum anderen klärt er aber auch über Risikofaktoren, Symptome und Komplikationen bei Gefäßerkrankungen auf. Das Interview ist das erste in der neuen, monatlichen Reihe „MedTALK“ der GFO Kliniken Südwestfalen. Hierbei informieren unsere Ärztinnen und Ärzte über die vielfältigen Aspekte ihrer Fachrichtungen.

Wie kann eine interdisziplinäre Zusammenarbeit die Behandlung von Gefäßerkrankungen verbessern?
Patient:innen, die Gefäßerkrankungen haben, leiden häufig auch an Herzerkrankungen wie Herzschwäche oder Verkalkungen der Herzkranzgefäße, Diabetes oder Nierenerkrankungen. Deswegen ist es sinnvoll, wenn die Spezialist:innen für solche Erkrankungen, also Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Kardiologie, Nephrologie, Diabetologie und Gefäßchirurgie zusammen die Patient:innen behandeln. So können wir alle Aspekte abdecken, anstatt dass jeder ausschließlich auf seinen Part schaut, was zu einem schlechteren Behandlungsergebnis führen würde.
Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit hat in unserem Hause schon eine lange Tradition. Wir sind bereits im Jahr 2003 als eines der ersten Gefäßzentren deutschlandweit zertifiziert worden. Das Zertifikat bestätigt das funktionierende Zusammenspiel vor allem zwischen Kardiologie/Angiologie, Radiologie und Gefäßchirurgie. Wenn  Patient:innen zu uns in die Gefäßchirurgie kommen, werden sie nicht automatisch operiert. Wenn sie in die Kardiologie kommen, bekommen sie nicht automatisch einen Herzkathetereingriff oder einen Herzschrittmacher. Wenn sie in die Radiologie kommen, bekommen sie nicht automatisch einen Stent. Das ist das Prinzip des Gefäßzentrums: die Patient:innen zusammen interdisziplinär betrachten und gemeinsam die richtige Therapie wählen. Welche Therapie erfolgt, hängt dann nicht davon ab, was der- oder diejenige kann, der die Patientin/den Patienten zuerst behandelt, sondern davon, welche Option für ihn oder sie die richtige ist.

Welche Diagnosetechniken gibt es in der Gefäßmedizin?
Das Wichtigste ist erstmal – wie meistens – die Anamnese. Daraus kann man schon sehr viele Informationen erheben. Wir haben jeden Tag eine Sprechstunde, in der wir rund 30 Patient:innen behandeln. Wenn diese auf Überweisung des Hausarztes zu uns kommen, machen wir eine kurze Anamnese um die Beschwerden einzuschätzen, unser Fokus liegt dann auf der anschließenden Ultraschalluntersuchung. Das ist eine sehr gute Möglichkeit, schmerzlos und nebenwirkungsfrei den Blutstrom an verschiedenen Körperstellen dynamisch darstellen und beurteilen zu können. So sehen wir, wo eine Behinderung des Blutflusses ist, wie groß die Gefäßveränderung oder die Durchblutungsstörung ist und können je nach Beschwerden gegebenenfalls weitere Schritte empfehlen.
Wenn wir feststellen, dass ein Gefäßverschluss vorliegt, der weiter abgeklärt werden sollte, kommt die nächste Stufe: eine CT- oder MRT-Untersuchung oder gelegentlich auch direkt eine Katheteruntersuchung.

Bauchaortenaneurysma: Kleine Schnitte reichen aus

 

Mit welchen innovativen Techniken werden Patient:innen in der Gefäßmedizin aktuell behandelt?
Grundsätzlich geht der Trend zu Behandlungen mit weniger Belastung für die Patient:innen. Das hat schon vor vielen Jahren angefangen, indem man die Katheterverfahren eingesetzt und stetig weiterentwickelt hat. Das heißt, dass man Verengungen mit einem Ballon weitet und ggf. mit einem Stent so sichert, dass das Blut wieder gut fließen kann. Es gibt gute Entwicklungen, was die Stents angeht. Sie sind flexibler, elastischer geworden, sodass man sie auch in Gelenknähe einbringen kann. Das war noch vor einiger Zeit nicht möglich, weil sie so starr waren, dass sie irgendwann gebrochen wären oder die Schlagader wäre im Gelenkbereich eingerissen. Mit diesem Verfahren können bei immer mehr Patient:innen Bypass-Operationen hinausgezögert oder gar ersetzt werden.
Darüber hinaus wird die Versorgung des Bauchaortenaneurysmas mittlerweile nicht mehr über einen großen Bauchschnitt sondern überwiegend über wenige Zentimeter lange Schnitte in den Leisten durchgeführt, zum Teil reichen lediglich Punktionen in der Leiste. Durch die Leiste werden dann die Prothesen, die das Aneurysma ausschalten, eingebracht. Das ist deutlich weniger belastend als die konventionelle Operation, das schlägt sich auch in einem kürzeren Krankenhausaufenthalt nieder.
Je nach Konfiguration des Aneurysmas und anatomischen Gegebenheiten ist das Katheterverfahren nicht immer die richtige Wahl, in diesen Fällen bleibt weiterhin die Möglichkeit, das Bauchaortenaneurysma „normal“ zu operieren.
Neben den Katheterverfahren führen wir „offene“ Operationen an der Halsschlagader, Bauchschlagader oder Bypässe an den Beinen bis hinunter zu kleinsten Gefäßen am Fuß durch. Diese Eingriffe haben trotz der Kathetereingriffe auf jeden Fall weiterhin ihren Stellenwert. Es ist gut, das die Expertise dazu vorhanden ist und es ist sehr erfreulich, dass, als Ergebnis der aktuellen Schwerpunktbildungen im nordrhein-westfälischen Krankenhaussystem, das gesamte gefäßchirurgische Spektrum und kardiologische Leistungen auch in Zukunft in Olpe erbracht werden darf.
Somit wird die Gefäßchirurgie zusammen mit der Kardiologie/Nephrologie und Radiologie weiterhin eine kompetente, umfassende gefäßmedizinische Versorgung anbieten können.

Gefäßerkrankungen: Risiken, Symptome, Komplikationen

 

Welche Risikofaktoren begünstigen die Entwicklung von Gefäßerkrankungen?
Bewegungsmangel, Übergewicht, Nikotin, Bluthochdruck, fettreiche Kost, hohe Blutfett-Werte, Cholesterin-Erhöhung, die Zuckerkrankheit und letztendlich auch das Älterwerden. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für Gefäßverkalkung und Durchblutungsstörungen. Man sollte möglichst gesund leben, sich immer wieder bewegen, mit moderatem Sport, mediterraner Kost – also viel Gemüse –, es kann gelegentlich auch ein wenig Rotwein sein, und man sollte hin und wieder seine Blutfettwerte überprüfen lassen. Manchmal gibt es genetische Veränderungen, die unabhängig von der Ernährung dafür sorgen, dass die Blutfettwerte sehr hoch sind, wodurch das Risiko für Gefäßerkrankungen steigt.

Durch welche Symptome zeigen sich Gefäßerkrankungen?
Hauptsymptom ist die sogenannte Schaufensterkrankheit. Das heißt, dass man beim Laufen nicht mehr die Gehstrecke bewältigt, die man vielleicht vor einiger Zeit noch geschafft hat, weil die Beine, vor allem eine Wade, schmerzen. Man muss erstmal stehen bleiben und sich erholen. Deswegen heißt es auch Schaufensterkrankheit: Man überspielt die Schmerzen, indem man z.B. interessiert in ein Schaufenster guckt. Wenn sich die
Beschwerden bessern, geht es wieder ein Stückchen weiter, bis das Ganze wieder von vorn anfängt. Ursache sind Durchblutungsstörungen in den Beinen, der Muskel kann bei Belastung nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Wenn solche Beschwerden auftreten, ist es Zeit, zum Arzt zu gehen.
Es gibt aber auch Durchblutungsstörungen an der Halsschlagader. Da ist die erste Art der Beschwerde ein Schlaganfall - vorher bleibt diese Verengung beschwerdefrei. Daher ist es sinnvoll, dass man sich die Halsschlagadern gelegentlich durch eine Ultraschalluntersuchung überprüfen lässt. Man kann dadurch feststellen, ob es Verengungen gibt und dadurch das Risiko für einen Schlaganfall erhöht ist. Man kann dann therapeutisch tätig werden, bevor der Ernstfall eintritt.
Eine Bauchschlagader-Erweiterung, also das Bauchaortenaneurysma, bleibt in der Regel ebenfalls lange unbemerkt und macht keine Beschwerden. Ab einer gewissen Größe steigt jedoch das Risiko, dass das Aneurysma platzt. Auch das kann man sehr gut im Vorfeld mittels Ultraschalluntersuchung feststellen, und Maßnahmen ergreifen, bevor es zur Ruptur kommt.

Welche Komplikationen können bei unbehandelten Gefäßerkrankungen auftreten?
Bei der Halsschlagader ist es der Schlaganfall. Bei der Bauschlagader ist es die Ruptur, mit einer 50 Prozentigen Wahrscheinlichkeit, dass man diese nicht überlebt. Bei Durchblutungsstörungen der Beinschlagadern kommt immer weniger Sauerstoff und Nährstoffe ins Gewebe, sodass an den Füßen oder Beinen Wunden entstehen, die nicht heilen können, und in fortgeschrittenem Stadium das Gewebe schließlich ganz abstirbt.
Dann ist eine Amputation unausweichlich. Unser Bestreben ist es, das es dazu nicht kommt.

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