Mit drei winzigen Schnitten zur Genesung
MedTALK: Chefarzt Dr. Viorel Fetcu spricht über minimalinvasive Operationen in den GFO Kliniken Südwestfalen
In der Allgemein- und Viszeralchirurgie der GFO Kliniken Südwestfalen finden mittlerweile viele Operationen minimalinvasiv, also ohne großen Schnitt statt – mit großen Vorteilen für Patienten. Welche das sind und wie sich die Operationen in den vergangenen Jahren entwickelt haben, erklärt Chefarzt Dr. medic. Viorel Fetcu im Interview. Dabei geht er auch auf den Weg der Patienten ein, bis es zum OP-Termin kommt und erklärt, wie gut die Zusammenarbeit mit anderen Fachabteilungen funktioniert.
Das Interview ist das zweite in der neuen, monatlichen Reihe „MedTalk“ der GFO Kliniken Südwestfalen. Hierbei informieren Ärztinnen und Ärzte über die vielfältigen Aspekte ihrer Fachrichtungen.
Wie hat sich die Verwendung von minimalinvasiven Techniken in der Allgemein- und Viszeralchirurgie in den vergangenen Jahren entwickelt, und welche
Wir haben in den vergangenen drei Jahren einen wichtigen Schritt in Richtung minimalinvasiver, laparoskopischer Eingriffe gemacht. Mittlerweile operieren wir nicht nur Gallenblasen und Blinddärme minimalinvasiv, es finden auch größere Eingriffe, wie am Dickdarm, laparoskopisch statt. Eine große Hilfe ist der 3D-Turm, den wir noch unter der Leitung meines Vorgängers Dr. Ebert angeschafft haben. Das war eine sehr gute Investition für die nächsten 10, 15 Jahre. Damit können wir zurzeit Patienten minimalinvasiv operieren, die wir vor zwei, drei Jahren immer offen operieren mussten. Zusätzlich haben wir die Ultracision-Scheren. Der vordere Teil dieser Scheren bewegt sich 30.000 Mal pro Sekunde und produziert so Wärme. Dadurch wird Gewebe geschnitten und die Gefäße werden direkt verschlossen. Damit führen wir die seltenen Operationen durch, bei denen es noch einen großen Schnitt gibt. Noch dazu haben wir die neuartigen, flexiblen Instrumente von LivsMed bekommen, bei denen wir innerhalb von fünf, sechs Monaten ganz nah an das Niveau von Leuten gekommen sind, die diese Instrumente seit zwei, drei Jahren einsetzen. Das hat uns sehr geholfen, besonders bei den Narbenhernien. Ich selbst hatte vorher gedacht, dass wir die niemals laparoskopisch operieren können. Aber wir haben gemeinsam mit unserem Oberarzt Herrn Vasquez Patienten operiert, bei denen niemand geglaubt hat, dass das funktioniert.
Was sind die Vorteile für die Patienten?
Es ist ein großer Unterschied, ob man einen ganz großen Schnitt hat oder zwei, drei kleine, von lediglich 0,5 bis 1 Zentimetern Größe. Die Patienten werden nach minimalinvasiven Eingriffen sofort mobilisiert oder mobilisieren sich selbst. Ich bin immer noch erstaunt, wenn ich in zu Patienten gehe, die ich am Vortag operiert habe und sie sitzen auf dem Bett. Es ist unglaublich, wie schnell die Patienten sich nach einer minimalinvasien Operation regenerieren – und wie schwierig es für Menschen ist, bei denen wir einen Schnitt machen mussten. Sie haben Schmerzen und haben ein größeres Risiko, eine Narbenhernie zu bekommen. Die Frühmobilisation sehe ich als einen Riesenfortschritt. Dadurch können die Patienten schneller entlassen werden.
Welche Rolle spielen multidisziplinäre Teams bei der Behandlung von Patienten in der Allgemein- und Viszeralchirurgie?
Mittlerweile spielt es eine große Rolle, dass Kollegen aus anderen Abteilungen miteinbezogen werden. Wir sind ja nicht alleine und wir können auch gar nicht alles alleine. Wir arbeiten sehr eng mit der Gastroenterologie zusammen. Es ist nicht selten, dass die Gastroenterologen in den OP-Saal kommen und mit ihren Geräten bei Personen, die operiert werden, eine Gastroskopie oder eine Koloskopie durchführen. Wir haben auch mal eine ERCP, also eine Untersuchung der Gallengänge, gemacht, während der Patient eine Magenspiegelung bekommen hat. Wir arbeiten sehr gern mit den Kollegen zusammen.
Ohne die Radiologen würden wir nicht existieren können. Die geben uns alle Bilder und alle Informationen die wir brauchen, bevor wir überhaupt operieren. Und manche Komplikationen können Radiologen elegant mit einer CT-gesteuerten Punktion oder Drainage erledigen, sodass der Patient keine neue Operation braucht.
Die Kollegen aus der Physiotherapie sind uns ebenfalls sehr wichtig. Es nimmt schon zu, dass die Patienten mobilisiert werden müssen, auch wenn wir nicht in der Unfallchirurgie sind.
Gerade bei Darmpatienten ist auch die Ernährungsberatung sehr wichtig, um zu klären, was die Patienten essen sollen oder dürfen.
Mit den Gynäkologen haben wir ebenfalls engen Kontakt, besonders bei Eingriffen im Bereich des Beckenbodens. Wir helfen uns bei Bedarf auch gegenseitig während der Operationen. Ich könnte es mir nicht anders vorstellen. Ich finde, wir sind eine ganz große Familie und jeder macht etwas Spezielles, damit wir den Patienten bestmöglich behandeln können. Das ist das, was zählt.
Wie werden Patienten auf eine viszeralchirurgische Operation vorbereitet, und welche Schritte werden unternommen?
Das fängt damit an, dass die Patienten für eine geplante Operation bei uns in die Sprechstunde kommen. Wir haben aktuell die allgemein- und viszeralchirurgische Sprechstunde montags, donnerstags und freitags und demnächst auch dienstags. Zusätzlich haben wir dienstags und mittwochs proktologische Sprechstunde. Dort wird die Diagnose des Hausarztes nochmal überprüft und bestätigt. Wir machen eine Anamnese, klinische Untersuchungen, Ultraschall. Wenn weitere Diagnostik mittels CT oder MRT benötigt wird, können wir das hier organisieren. Dann wird eine OP-Indikation gestellt und den Patienten empfohlen. Letztendlich trifft aber der Patient die Entscheidung, ob er sich von uns operieren lässt oder nicht. Wenn es zum OP-Termin kommt, wird der Patient an dem Tag sofort operiert und bleibt dann zwischen zwei und fünf Tagen stationär im Krankenhaus. Die wenigsten bleiben länger als eine Woche bei uns.
Wie hat sich die Patientenaufklärung und -beratung vor und nach einer viszeralchirurgischen Operation verändert?
Wir stellen auf der Internetseite so viele Informationen wie möglich bereit, darüber hinaus geben wir Flyer an die Patienten raus. Die eigentliche Aufklärung findet jedoch in der Sprechstunde durch einen Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie statt.
Nach der Operation gibt es ein Gespräch, in dem wir den Patienten erklären, was wir genau gemacht haben und was das Ergebnis sein soll. Zudem beantworten wir die Frage, wie sich die Patienten nach der Operation verhalten sollen, was sie machen oder essen können.
Gibt es Möglichkeiten, die Genesung nach der Operation weiter zu beschleunigen?
Wir sind dabei, ein ERAS zu implementieren. Das ist ein „Fast Track“ in der Chirurgie, der Ende dieses Jahres oder Anfang nächsten Jahres kommen soll. Dabei werden Patienten, die große Operationen haben, von Anfang an,
bereits präoperativ, von ERAS-Nurses betreut. Es wird erklärt, was sie essen können, wie sie sich bewegen können und sie erhalten viele weitere Informationen. Am OP-Tag, zwei Stunden nach der Operation, kommen die ERAS-Nurses zu den Patienten und beginnen, diese zu mobilisieren. Zudem sollen die Patienten essen, als wären sie nicht operiert worden So soll die Genesung nicht mehr fünf bis sieben Tage, sondern nur noch drei bis vier Tage dauern.